Friedrichsdorfer Persönlichkeiten im Überblick

Lydia und Johannes Driesch mit Kindern, Dr. Fuchs, Luis Frederic Garnie...

Die facettenreiche Geschichte von Friedrichsdorf ist geprägt von vielen berühmten Persönlichkeiten. Die drei bekanntesten sind wohl der Telefonerfinder Philipp Reis, die Königin von Monte Carlo Madame Blanc und der Naturwissenschaftler Eduard Désor.

Aber auch andere Menschen haben hier ihre Spuren hinterlassen – vom Erfinder über den Wissenschaftler bis zum Künstler alle prägten die Geschichte der Stadt. Ihrer Heimat blieben sie stets verbunden, was zum Teil in wohltätigen Stiftungen zum Ausdruck kam.

Friedrichsdorf, gegründet von Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg, entwickelte sich schnell zu einer blühenden Kleinstadt mit florierendem Gewerbe. Wurden anfangs Textilien hergestellt und gefärbt, so verlagerte sich im 19. Jahrhundert die Produktion auf die Nahrungsmittelindustrie, wobei vor allem der Friedrichsdorfer Zwieback wegen seiner hervorragenden Qualität in die ganze Welt exportiert wurde. Ferdinand Stemler leitete die wohl größte Bäckerei am Ort. Aus der Zwieback-Bäckerei gingen ferner die Herstellung von Nudeln (Theodor Haller) sowie Kindernahrung und Schokolade (milupa) hervor.

Das Institut Garnier

Ebenfalls von wirtschaftlicher Bedeutung war für Friedrichsdorf das Institut Garnier. Der Gründer der Privatschule, Louis Frédéric Garnier, warb mit besonderen Standortbedingungen: Denn in Friedrichdorf wurde noch bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hinein Französisch als Umgangssprache gepflegt, wenn es auch als "Friedrichsdorfer Französisch" einige Besonderheiten aufwies. So konnten die Jungen auf der Straße das ausprobieren, was sie während des Unterrichts gelernt hatten.

Zwei der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt

Diese Schule besuchte auch der wohl berühmteste Bürger der Stadt: der in Gelnhausen geborene Philipp Reis. Später, 1858, kehrte er wieder in das Hugenottenstädtchen zurück, um selbst an der Privatschule zu lehren. Der Physikunterricht war es auch, der ihn zu seiner genialen Erfindung – dem Telefon – inspirierte. Ob Reis über seine Erfindungen mit dem Gelehrten Edouard Désor diskutierte, ist nicht überliefert.

Edouard Désor war der erste Friedrichsdorfer, dem es vergönnt war, eine Universität zu besuchen. Doch als Teilnehmer des Hambacher Festes musste er sein Vaterland verlassen, fand jedoch später im Schweizerischen Neuchâtel eine neue Heimat. Nach dem Tode seines Bruders finanziell unabhängig, konnte er dort das Leben eines Universalgelehrten führen, der sich mit Geologie ebenso beschäftigte wie mit der Vor- und Frühgeschichte und auf allen Gebieten nachhaltigen Einfluss ausübte. Friedrichsdorf jedoch blieb er stets verbunden, so stiftete er der Stadt sogar die erste Bücherei.

Wohläterinnen und Schulgründungen

Als Wohltäterin trat eine weitere Friedrichsdorferin auf. Als Dienstmädchen war Marie Hensel in das Haus des Spielbankbesitzers François Blanc gekommen. Die Ehe mit dem Spielbankpächter ließ sie zu einer der bedeutendsten Damen der europäischen Gesellschaft, zur ungekrönten Königin von Monte Carlo, werden.

In Friedrichsdorf entwickelte sich gerade die soziale Infrastruktur weiter, indem etwa eine Kleinkinderschule (Kindergarten), geleitet von der Schweizerin Rosalie Gugger, gegründet wurde. Gleich neben der Kirche wurde ein Mädchenpensionat eingerichtet, das zunächst Frederieke Müller, dann Pastor Bagge und schließlich Martha von Puttkamer leiteten. Die renommierten Privatschulen besuchten auch die Kinder von Reis. Zur Witwe des Telefonerfinders hatte Karl Willy Wagner einen "guten Draht". Kein Wunder also, dass er später in die Fußstapfen von Philipp Reis trat und das Telefonwesen mit seiner Entdeckung der "Siebketten-Technik" revolutionierte. Ihm ist auch der Erhalt des Wohnhauses von Philipp Reis, dem heutigen Museum, zu verdanken.

Bekannte Mediziner der Stadt

Zudem endete die Zeit der Bader, und mit Dr. Ludwig Fuchs kam 1853 der erste Mediziner in den Ort. Das Erbe des Kreiswund- und Armenarztes lebt noch heute in der Dr.-Fuchs-Stiftung fort, die 1930 seine Tochter Elise ins Leben rief. Die Nachfolge in der Versorgung der Kranken trat Dr. Neiß an. Auf seine Initiative geht das 1927 erbaute Schwimmbad zurück, eines der ersten in Deutschland. Bei den Entbindungen stand ihm ab 1927 die Hebamme Hildegard Henkel zur Seite.

Und auch Dr. Emil Sioli setzte sich Zeit seines Lebens für das Wohlergehen kranker Menschen ein: Unter seiner Leitung entstand 1901 eine neue Heilanstalt für physisch Kranke und Nervöse in Köppern. Mit seiner Behandlungsmethode von Geisteskranken, die auf Güte und Besonnenheit beruhte, setzte er neue Maßstäbe in der klinischen Psychiatrie.

Um nachfolgenden Generationen die Heimatgeschichte zu erhalten, sichteten in den verschiedenen Ortsteilen Lehrer die Archivalien und verfassten erste Chroniken, wie Heinrich Blaß in Köppern oder Korf in Seulberg, sowie Julis Bayer in Friedrichsdorf, der zugleich das Stadtarchiv aufbaute. Seine Nachfolge trat später Karl Ebighausen an. In Burgholzhausen kümmerte sich der pensionierte Jurist Herbert Zimmermann im Alten Rathaus um die Archivalien.

Lokale Künstler von Friedrichsdorf

In diese gingen auch die wenigen lokalen Künstler ein: In Friedrichsdorf begraben liegt der früh verstorbene Bauhauskünstler Johannes Driesch. Seine Frau Lydia Driesch-Foucar, Tochter des Bürgermeisters, stammt aus einer der Gründerfamilien Friedrichsdorfs. Nach dem frühen Tod ihres Mannes brachte sie Hermann Hesse auf die Idee, ihren bis dahin nur in kleinem Kreis verschenkten, künstlerisch gestalteten Lebkuchen in größerer Zahl herzustellen.

Arbeit ist eines der Hauptthemen des sozial engagierten Hem Schüppel, wie der Seulberger Töpferbrunnen zeigt. Der Professor für Ästhetik malte nicht nur, sondern lebt auch in seinen Gedichten fort. Nicht lyrisch, sondern tatsächlich abgehoben sind Toni und Bruno Werntgen als sie in Köppern das Erste Flugtechnische Institut gründeten, das leider schon bald in finanzielle Nöte geriet. Ihren Traum vom Fliegen gaben sie dennoch nicht auf: Mit selbstkonstruierten Flugzeugen eroberten sie den Himmel immer wieder aufs Neue über Bonn-Hangelar, wo sie ihre neue Flugschule eröffneten.

Naturforscher und Science-Fiction

Einen Traum erfüllte sich auch der Naturforscher und Tierpräparator Reinhold Rau. Ihm gelang durch jahrelangen Einsatz die Rückzüchtung des ausgerotteten Quaggas, deren erstes Fohlen 1988 in Südafrika das Licht der Welt erblickte. Viele Jahre arbeitete und lebte der Naturforscher in Südafrika, seiner Heimat Friedrichsdorf blieb er dennoch mit gelegentlichen Besuchen treu.

Welten ganz anderer Art erkundete dagegen der Schriftsteller Karl-Herbert Scheer als er sich mit seinem Sciene-Fiction-Helden Perry Rhodan auf Abenteuer in den Weltraum begab. Bis heute warten unzählige Fans wöchentlich auf die neuen Abenteuer des Weltraumastronauten, der aufgrund eines Zellaktivators nie älter als 39 Jahre wird. Ein Ende ist somit nicht abzusehen.

Friedrichsdorf ist ein Ort voller Ideen, Geschichten und innovativen Menschen trotz oder gerade wegen seiner eher jungen Vergangenheit. Bei einem historischen Streifzug kann man den Geist, das Wissen und den Mut der Menschen, die zu herausragenden Leistungen fähig waren, nachempfinden.

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